Säure-Basen-Haushalt: Regulierung des pH-Wertes

Säure-Basen-Haushalt: Regulierung des pH-Wertes
Säure-Basen-Haushalt: Regulierung des pH-Wertes
 
Die Stoffwechselprozesse des Körpers funktionieren nur, wenn der pH-Wert des Blutes innerhalb eines bestimmten engen Bereichs liegt.
 
 
Der pH-Wert des Blutes muss zwischen 7,36 und 7,44 liegen. Bei einem pH-Wert unter 7,36 herrscht ein Säureüberschuss (Azidose). Das Gegenstück der Säuren sind die Basen, ein Zuviel an ihnen (Alkalose) ist durch einen pH-Wert über 7,44 gekennzeichnet. Das Gleichgewicht zwischen Säuren und Basen im Körper ist ständigen Schwankungen unterworfen. So fallen bei allen Stoffwechselprozessen laufend überzählige (saure) Wasserstoffionen (H+) an. Außerdem führt eine überwiegend vegetarische Ernährung zu einem eher alkalischen, überwiegender Fleischkonsum zu einem eher sauren pH-Wert. Für eine Regulierung stehen dem Körper drei Wege zur Verfügung: über die Puffersysteme des Blutes, über die Nieren und über die Atmung. Zu den Puffersystemen des Blutes zählen wiederum drei Wirksubstanzen: der Bikarbonatpuffer, der Proteinpuffer und das Hämoglobin. Drei Viertel der Regulierung übernimmt dabei der Bikarbonatpuffer: Die überzähligen Wasserstoffionen verbinden sich mit den Bikarbonationen zu Kohlensäure. Die Kohlensäure zerfällt anschließend in die Bestandteile Wasser und Kohlendioxid (CO2). Das Kohlendioxid wird schließlich durch die Atmung ausgeschieden. Die Nieren sind in der Lage, sowohl saure als auch alkalische Substanzen über den Harn auszuscheiden, zum Teil ebenfalls durch Bindung von Ionen, beispielsweise durch einen Phosphatpuffer. Die Atmung schließlich kann durch Vertiefung und Beschleunigung ihres Tempos für einen verstärkten Ausstoß des sauren Kohlendioxids sorgen. Durch Überlastung der Puffersysteme des Blutes kommt es zu den Störungen übersäuerung und Säureverlust im Säure-Basen-Haushalt. Sie können jeweils durch den Stoffwechsel (metabolisch) oder die Atmung (respiratorisch) bedingt sein.
 
 Übersäuerung
 
Bei einer Übersäuerung (Azidose) sinkt der pH-Wert des Blutes unter 7,36. Ist die lebensbedrohliche Übersäuerung im Stoffwechsel (metabolisch) begründet, kommen vor allem die folgenden Ursachen infrage: Ketoazidose des Diabetikers (diabetisches Koma), Nierenversagen, Vergiftungen, starker Durchfall. Erste Anzeichen sind eine vertiefte und beschleunigte Atmung, mit der die Lunge versucht, vermehrt saures Kohlendioxid auszustoßen. Bei einer Übersäuerung versuchen die drei Regulierungssysteme (Puffersysteme des Blutes, Nieren, Atmung) einen Ausgleich zu schaffen. Gelingt der Ausgleich, wird von einer kompensierten Azidose gesprochen. Wird ein Ausgleich nicht geschafft, handelt es sich um den Fall einer dekompensierten Azidose. Intensivmedizinische Behandlung ist nötig. Über Infusionen werden Pufferlösungen (z. B. Natriumbikarbonat) zugeführt, bei Diabetikern auch Insulin. Bei einer durch die Atmung bedingten Blutübersäuerung (respiratorische Azidose) gelingt es der Lunge nicht, genügend saures Kohlendioxid abzuatmen. Die Lunge ist entweder erkrankt (z. B. an Bronchialasthma) oder durch Medikamente in ihrer Funktion beeinträchtigt. Die Störung macht sich unter anderem durch Atemnot bemerkbar. In schweren Fällen ist eine künstliche Beatmung auf der Intensivstation erforderlich.
 
 Säureverlust
 
Das Gegenteil zur Übersäuerung (Alkalose) tritt ein, wenn der Blut-pH-Wert über 7,44 steigt. Ist eine Alkalose durch den Stoffwechsel (metabolisch) bedingt, so meist durch den massiven Säureverlust nach starkem Erbrechen. Anzeichen sind Mangel an Kalium und Calcium sowie starker Durst. In leichteren Fällen genügt es, die Ursache des Erbrechens zu behandeln, sonst müssen die verlorenen Mineralstoffe über Infusionen (z. B. Kochsalzlösung) oder Tabletten (z. B. Kalium) wieder zugeführt werden. Eine in der Atmung (respiratorisch) bedingte Alkalose kommt meist durch übersteigertes Atmen (Hyperventilation) zustande. Die Ursachen der Hyperventilation sind meist psychosomatisch (z. B. Prüfungsstress), seltener entsteht sie durch Erkrankungen wie Meningitis. Durch zu schnelles, stoßweises Atmen wird zu viel Kohlendioxid ausgestoßen, gleichzeitig kommt es zu Calciumverlust (Hypokalziämie). Die Störung zeigt sich in der unübersehbar gesteigerten Atmung, Atemnot und Angst, die wiederum zu noch schnellerem Atmen fährt. Vor allem ist die Atemstörung zu behandeln. Bei der psychisch bedingten Hyperventilation sollte in eine große Plastiktüte geatmet werden. Beim Einatmen wird so das ausgestoßene Kohlendioxid wieder aufgenommen. Daneben ist vor allem das Beruhigen wichtig, durch Zureden oder zur Not durch Medikamente. Ein Ausgleich des Calciumverlusts ist hier nicht erforderlich., seltener entsteht sie durch Erkrankungen wie Meningitis. Durch zu schnelles, stoßweises Atmen wird zu viel Kohlendioxid ausgestoßen, gleichzeitig kommt es zu Calciumverlust (Hypokalziämie). Die Störung zeigt sich in der unübersehbar gesteigerten Atmung, Atemnot und Angst, die wiederum zu noch schnellerem Atmen führt. Vor allem ist die Atemstörung zu behandeln. Bei der psychisch bedingten Hyperventilation sollte in eine große Plastiktüte geatmet werden. Beim Einatmen wird so das ausgestoßene Kohlendioxid wieder aufgenommen. Daneben ist vor allem das Beruhigen wichtig, durch Zureden oder zur Not durch Medikamente. Ein Ausgleich des Calciumverlusts ist hier nicht erforderlich.

Universal-Lexikon. 2012.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Säure-Basen-Haushalt — Säu|re Ba|sen Gleich|ge|wicht, Säu|re Ba|sen Haus|halt: Sammelbez. für Stoffwechselprozesse, die die Einstellung bzw. Konstanthaltung des optimalen pH Wertes (7,4) im Blut u. a. Körperfl. – haupts. durch Pufferung (↑ Puffer) – gewährleisten.… …   Universal-Lexikon

  • Säure-Basen-Haushalt — ist die allgemeine Bezeichnung für diverse physiologische Regelmechanismen nach dem Prinzip der Homöostase. Sie halten den Ablauf der notwendigen Stoffwechselvorgänge bei einem pH Wert von 7,4 (±0,05) im Blut aufrecht. Zur Regulierung des… …   Deutsch Wikipedia

  • Alkalose — Al|ka|lo|se [↑ Alkali u. ↑ ose (2)], die; , n: Stoffwechselstörung mit überhöhter Konz. basischer Stoffe im Blut (Alkaliämie) u. evtl. Ausscheidung alkalischen Harns (Alkali[n]urie). – Ggs.: Acidose. * * * Alkalose   die, / n …   Universal-Lexikon

  • Acidose — Aci|do|se 〈f. 19〉 = Azidose * * * A|ci|do|se [↑ acid u. ↑ ose (2)], die; , n: Stoffwechselstörung mit überhöhter Konz. saurer Stoffe im Blut (Acidämie) u./od. erhöhter Ausscheidungsrate derselben im Harn (Acidurie). – Ggs.: Alkalose. * * * Aci|d …   Universal-Lexikon

  • Blut — Lebenssaft (umgangssprachlich) * * * Blut [blu:t], das; [e]s: dem Stoffwechsel dienende, im Körper des Menschen und vieler Tiere zirkulierende rote Flüssigkeit: Blut spenden, übertragen; jmdm. Blut abnehmen; Alkohol im Blut haben. Zus.:… …   Universal-Lexikon

  • Wasserhaushalt und Elektrolythaushalt —   Der Flüssigkeitsbedarf des Körpers schwankt, z. B. abhängig von den Temperaturen, der körperlichen Belastung und der Ernährung. Ein Ausgleich findet im Tubulusapparat der Nieren statt. Die Steuerung erfolgt durch das Hormon Adiuretin. Je mehr… …   Universal-Lexikon

  • Säurebasenhaushalt — Säure Basen Haushalt ist die allgemeine Bezeichnung für diverse physiologische Regelmechanismen. Sie halten den Ablauf der notwendigen Stoffwechselvorgänge bei einem pH Wert von 7,4 (±0,05) im Blut aufrecht. Zur Regulierung des… …   Deutsch Wikipedia

  • Säurehaushalt — Säure Basen Haushalt ist die allgemeine Bezeichnung für diverse physiologische Regelmechanismen. Sie halten den Ablauf der notwendigen Stoffwechselvorgänge bei einem pH Wert von 7,4 (±0,05) im Blut aufrecht. Zur Regulierung des… …   Deutsch Wikipedia

  • Bullrichsalz — Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Chemikalie Natriumhydrogencarbonat (kurz Natron); zu weiteren Bedeutungen des Begriffes Natron siehe Natron. Strukturformel Allgemeines …   Deutsch Wikipedia

  • Doppeltkohlensaures Natron — Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Chemikalie Natriumhydrogencarbonat (kurz Natron); zu weiteren Bedeutungen des Begriffes Natron siehe Natron. Strukturformel Allgemeines …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”